Schneereise

Es gibt so Ideen, die klingen reizvoll. Zum Beispiel ein Urlaub im richtigen Winter, hoch oben im Norden. Mit Schneegarantie! Wenn man das ganz nun aber noch mit einer Wanderung und Übernachtung im Zelt kombiniert, wird es noch ein ganzes Stück reizvoller. Aber irgendwie bekam ich zumindest Respekt davor. Kälte ist eigentlich nicht ganz so meine Wohlfühlumgebung. Und übernachten im Zelt bei Minusgraden für mich etwas völlig Neues. Aber der Reiz überwog und irgendwie werde ich es wahrscheinlich schon überleben. Aber nun der Reihe nach.

Schweden, wir kommen!

Wie meist bei Reisebeginn, gibt der heimische Kühlschrank am Vorabend nicht mehr viel her. Immer gut, wenn man dann nicht zu ländlich wohnt und man zwischen Lieferdiensten auswählen kann. Wir entschieden uns für eine letzte Mahlzeit vom Thailänder.

Recht früh werde ich wach gepoltert ;-) Bis heute weiß ich nicht so ganz, ob mit Absicht oder aus Unvorsichtigkeit gegen eine Kiste im Wohnzimmer gestolpert wurde. Der Effekt war aber da und ich war wach.

Gegen halb 6 starten wir in das Winterabenteuer. Von Kiel geht es auf gewohnter Strecke über die Brücken nach Schweden.

In Schweden gibt es dann die erste Runde Zimtschnecken und eine Schneeballschlacht. Zugegeben, letzteres traf mich etwas unvorbereitet.

Als Zwischenstopp für unsere Reise an die Höge Kusten hatten wir uns das beschauliche Städtchen Askersund am Nordufer des Vätternsees ausgesucht. Eine nette Unterkunft war im Vorwege über Airbnb gefunden. Es klang zu verlockend, direkt neben einer Bäckerei. Leider passten die Öffnungszeiten nicht zu unseren Reiseplänen.

Am Abend schlenderten wir noch durch das verschneite Städtchen. Ich konnte dabei auch noch ein paar Geocaches erhaschen.

ein bisschen was muss mit
der erste Schnee
Schweden, wir kommen
Abendstimmung in Askersund
on the road
Högakustenbron

Wintersport

Am nächsten Morgen ging es dann direkt zu unserem ersten Häuschen an der Höga Kusten. Das Häuschen in Ullanger ist genauso traumhaft wie im Internet. Noch dazu kommt die traumhaft schöne Winterlandschaft rundherum. Als es draußen dämmert machen wir es uns am Kamin gemütlich.
Leider merke ich, dass mit einem Zahn etwas nicht ganz stimmt. Und bevor wir uns in das Abenteuer abseits der Zivilisation aufmachen, suche ich lieber im etwas entfernten Örnsköldsvik noch einen Zahnarzt auf. Ich habe Glück und werde noch behandelt. Der Urlaub ist damit gerettet und die nächsten Wochen mit Schmerzfreiheit gesichert.

Die Rückfahrt zu unserem Häuschen war eine Fahrt durch Schneesturm. Aber der allradgetriebene Elch ließ sich nichts anmerken. Er fühlte sich pudelwohl.

Der erste Morgen im winterlichen Schweden. Der Sturm tobt noch. Er bringt Böen Weise Schnee und das Thermometer ist auf -16 Grad gefallen. Das Licht ist wunderbar.

Heute wollen wir uns in Örnsköldsvik Schneeschuhe und Langlaufski ausleihen. Wir fahren ins Outlet der Naturkompaniet. Schneeschuhe ausleihen ist kein Problem. Langlaufski dagegen schon. Auch in der Stadt gibt es keine Möglichkeit Ski zu leihen. Wir entscheiden uns spontan dann Ski zu kaufen. Ganz schön mutig von mir, habe ich eigentlich schon jemals in meinem Leben auf Langlaufskiern gestanden? Ich glaube nicht! Aber recht schnell sind wir somit im Besitz zweier kompletter Skiausrüstungen. Schneeschuhe für die nächsten Tage sind auch im Gepäck. Auf der Rückfahrt sehen wir erste Erscheinungen am Himmel. Über den Wolken leuchtet es. Polarlichter? Eine größere Stadt am Horizont? Oder doch erste hungerbedingte Halluzinationen? Einkaufen macht hungrig. Nachdem Essen werden die neuen Schätze direkt auf dem Feld hinterm Haus ausprobiert. Erst die Schneeschuhe, dann die Skier. Der Nachbar zieht mit seinem Schneemobil extra eine Bahn. Und wir drehen unsere Runden unter den Polarlichtern. Ich mache von Runde zu Runde Fortschritte. Falle immer weniger und halte mich für mein Empfinden schon ganz gut auf den Skiern.

Die Temperatur steigt nachts auf 0 Grad und es beginnt überall zu tropfen.

Am nächsten Tag geht es zur ersten Langlaufrunde. Hier in Schweden hat fast jeder Ort seine eigene und bestens präparierte Piste. Uns verschlägt es in die Nähe von Långnäs zum Nätra Fjällskog. Eine 12 km Runde soll es durch den Wald werden. Bereits an der ersten größeren Steigung komme ich an meine Grenzen. Ich mache ein Stück Strecke bergauf, bevor es wieder rückwärts runter geht. Nach einigen Fehlversuchen erreiche ich dann doch die erste Kuppe. Von nun an lerne ich mit jedem Aufstieg und jeder kleinen Abfahrt dazu. Auf der Hälfte der Strecke steht eine schöne Holzhütte. Perfekt für eine kleine Fika. Frisch gestärkt nehmen wir den zweiten Teil der Runde in Angriff. Mit jedem Kilometer kommt mehr Freude auf und der Erfolg ist zu spüren.

Auf der Rückfahrt kommen wir an einem zugefrorenen See vorbei. Hier ziehen Schweden mit ihren Autos ihre Kreise. Ich kann nicht widerstehen und geselle mich mit meinem Elch dazu. Allerdings hält sich mein Driften in Grenzen. Liegt es an der Elektronik im Fahrzeug? Ich denke vor allem an der mangelnden Erfahrung. Aber es macht Spaß und wann kann man sein Auto schon mal so gut kennenlernen?

Ich denke so muss sich ein perfekter Wintertag anfühlen! Was für ein Start in den Winterurlaub!

Winterwonderland
kleine Shoppingausbeute
gut gespurte Loipen
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modifizierter Elch
meine erste Langlauf-Tour

Winter um Ullanger

Am nächsten Tag hat unsere Vermieterin einen Ausflug mit dem Snowmobil organisiert. Der Nachbar Per Inge war so freundlich mir sein Können bzw. das Können seines Schneemobiles zu zeigen.
Mit bis zu 60 km/h ging es durch den Schnee und den Wald in die umliegenden Barge. Eine Tour ganz nach meinem Geschmack!

Im Anschluss nahmen wir dann das Tempo etwas raus und testen die Schneeschuhe bei einer Wanderung von Ullanger zum hochgelegenen Mäjasjöns Fäbodar. Eine Wanderung mit gerade knapp 10 km. Aber trotz Schneeschuhe schaffte ich es teilweise bis zur Hüfte zu versinken. Es war anstrengend. Aber der Schnee war trocken und die Sonne schien. Es hat sehr viel Spaß gemacht.

Am folgenden Tag ging es dann wieder auf die Bretter. Dieses Mal hatten wir uns bei Nordingrå ein kleines, feines Loipennetz mit dem Namen Nordingråvallen ausgesucht. Hier drehten wir unsere Runden und ich lernte immer mehr dazu. Die Locals ließ ich bewusst vorbeiziehen.

Auf dem Rückweg zu unserem Haus schauten wir uns noch den spektakulären "The Tree Cube" auf dem Körningsberget an. Hierbei handelt es sich um eine Übernachtungshütte schwebend im Baum.

Abzweig in den Tiefschnee
hier ist eigentlich ein Weg
Aussicht von der Äskjastugan
am Möckelsjön
Winterwonderland
Snowmobil Rückfahrt
Nätra fjällskog
ein Traum in blau weiß
bestens präparierte Loipen
The Tree Cube
Ausblick vom Körningsberget
2. Langlauf Tour

Wir behielten den Rhythmus bei und schnürten am nächsten Tag erneut die Schneeschuhe. Heute hatten wir uns eine Wanderung im Norrfällsviken Nature Reservat ausgesucht. Es ging grob gesagt, einmal um die Halbinsel. Unser Start und Ziel war am Hafen, unweit des Campingplatzes.

Am nächsten Tag drehten wir nochmals eine kleine Langlaufrunde. Dieses Mal 7.5 km bei der Ortschaft Nyland. Dies sollte unser letzter Ausflug von Ullanger aus sein. Am Abend schnupperten wir bereits in das große Abenteuer hinein, bevor es am nächsten Tag endlich los gehen sollte.

Norrfällsviken
Norrfällsviken
Blick auf die Küste
Skvalpudden
Fernblick
Aussichtsbrücke
Abendsonne
Küstenlandschaft
Schneeschuhwanderung

Das große Abenteuer

Nachdem die letzten Tage nach schönen Touren im Schnee abends immer das Feuer und das warme Bett lockte, sollte es nun mit dem Abenteuer los gehen. Niels, ein Bekannter ebenfalls aus dem Norden Deutschlands, hatte uns am Vorabend besucht. Er scheint mit solchen Touren Erfahrung zu haben. Das ist schon mal nicht schlecht. Anja kennt die Gegen zumindest schon aus einer Sommerwanderung. Ich habe weder mit Übernachten im Schnee noch mit der Gegend Erfahrung. Aber ich habe Lust auf das Abenteuer!

Startpunkt für das Abenteuer ist FriluftsByn.
Aber bevor es losgeht, erhalten wir noch wertvolle Informationen zum Trail, zur Nutzung der Schneeschuhe und zum Campen im Winter. Auch die Möglichkeit am Eisbaden teilzunehmen, wird angeboten. Allerdings wird die Teilnahme ausgelost. Während wir noch zögern, läuft Niels aufgeregt in Richtung Lostopf. Wir folgen ihm. Er wirft seinen Namen in den Topf, Anja ihren und ich meinen. Niels und Anja werden gezogen, ich leider nicht. Nach anfänglicher Erleichterung bin ich etwas betrübt an diesem Event nicht teilzunehmen. So heißt es für mich „nur“ Schlafen im Schnee.

Zur Kilometerzahl der Etappen verliert niemand ein Wort. Mittags gibt es noch eine Runde Kebap am Feuer und auf geht es. Die Sonne scheint. Wir werden mit dem Bus in die Nähe des Nordeingangs gefahren. Die ersten Meter sind entspannt auf einer Straße. Aber schon bald heißt es Schneeschuhe anlegen und hinein in den Winterwald. Freudestrahlend machen wir Meter um Meter in unseren Schneeschuhen. Schnell wird uns warm. Dabei ist Schwitzen nicht erlaubt. Feuchtigkeit ist der große Feind bei Minusgraden. Nass geschwitzte Klamotten trocknen bei diesen Temperaturen schwer, oder nur am warmen Körper, und verursachen dann schnell das große Frieren. Erstmal aber fällt Layer um Layer auf der ersten Etappe. Der Trail ist wunderschön. Mit Einbruch der Dunkelheit erreichen wir das Camp am Tärnättvattnen.

Das Zelt ist gerade aufgebaut, der letzte Happen Tütenfutter vertilgt, da erscheinen Nordlichter am Himmel. Es tanzt. Mehr Unterhaltung braucht es nicht. Wir stehen auf dem zugefrorenen Tärnättvattnen und blicken in den Himmel. Zum Schlafen schlüpfen wir in trockene Kleidung, um jegliche Feuchtigkeit auch aus dem Schlafsack fernzuhalten. Die Nacht ist mollig warm. Wir schlafen gut.

Insgesamt waren es heute entspannte 11 km und schon 380 hm, und das direkt an der Küste.

Schneeschuhe-Instruktionen
leckere Stärkung
richtig campen im Winter
das Abenteuer beginnt
Winterlandschaft
Nord Eingang des NP
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lecker Frühstück
Winter Camp
1. Etappe
 
 

Mit einem guten Schlafsack ist die Nacht ein Traum. Einzig morgens der kurze Moment vom Schlafsack in die warmen Sachen ist etwas frisch. Vor allem wenn man pullern muss.

Alle anderen kochen aus dem Schlafsack heraus Kaffee, Tee und Wasser fürs Porridge. Alles ist so lange perfekt, bis die Zeltnachbarn anfangen Eier zu braten. Den Duft habe ich Tagelang nicht mehr aus meiner Nase bekommen, Und das Porridge schmeckte auf einmal ganz langweilig. Parallel zum Frühstück tauen wir Schnee auf, um unsere Wasservorräte aufzufüllen. 5-6 Liter hat man uns geraten, täglich zu trinken. Das ist eine Menge Schnee für den kleinen Kocher. Wir kriechen erst aus den Schlafsäcken als wir die Zelte abbauen wollen. Wir nehmen heute die lange Route und erreichen Slåttdalsskrevan. 40 m steigen die Wände der Schlucht an uns empor. Ein imposanter Ort! Mein Versuch am Ausgang der Schlucht einen Aussichtsplatz zu erreichen, lasse ich sein. Bereits nach wenigen Metern erstreckte sich nur noch eine geschlossene Schneedecke vor mir. Spalten oder Absätze sind nicht zu erkennen. Das Risiko ist mir zu groß und ich bleibe auf dem „gespurtem“ Weg. Wir klettern aufs Plateau Slåttdalsberget. Mit dem Windchill hier oben fallen die Temperaturen gefühlt um 30 Grad. Die Aussicht über die Höga Kusten ist gigantisch, doch der schneidende Wind und die Schnee Verwirbelungen machen eine Pause nicht angenehm.

Wie hatten wir gestern gleich gelernt? Kleine Fehler können schwere Konsequenzen nach sich ziehen. Sie können eine Kettenreaktion auslösen. Verlierst Du nur einen Handschuh beim Fotografieren, bekommst Du Deine Hand kaum mehr warm. Ohne Gefühl in den kalten Händen wird der Umgang mit dem Kocher heikel. Du verbrennst Dir die Hand und gehst hungrig schlafen. Hunger bedeutet oft üble Laune und am Ende Streit im Zelt ...

Wir passen also auf, dass keiner einen Handschuh verliert! Wir wandern durch eine wunderschöne Winterlandschaft. Unter unseren Schneeschuhen knirscht der Schnee und über uns der blaue Himmel vom dem die Sonne scheint. Unser heutiger Weg führt uns rauf und runter. Wir lachen viel und genießen die Stille.

Für eine kleine Abwechslung sorgt eine „Verkaufsveranstaltung“ der besonderen Art am Norrsvedjebodarna. Hier wird uns eine Vielzahl an Äxten und Messern von Gränsfors Bruk präsentiert. Zudem gibt es einen Workshop zum Thema Feuermachen bei Eis und Schnee. Am Feuer gibt es anregenden Pinientee und süße Mini-Fläskpannkaka mit Schinken und Waldbeerjoghurt. Das ist ein wenig wie ein One Pot Gericht - alles rein, auf einem Zahn süß, auf einem anderen deftig, aber auf alle Fälle nahrhaft.

So gestärkt schaffen wir auch die letzten Kilometer bis zum heutigen Camp an der Kälsviken Bucht, nahe dem Südeingang des Nationalparks. Wir bauen unsere Zelte im letzten Tageslicht auf. Die Veranstalter überraschen uns im Anschluss mit Burritos. In riesigen Pfannen brät leckeres Gemüse. Das ist so viel besser als die Tütennahrung. Zum Naschtisch probieren wir heißen Preiselbeersaft mit Wodka und angefrorene Schokoküsse. Die Stimmung ist ausgelassen.

Ich genieße den nun anstehenden Cold Dip warm eingemummelt. Einerseits froh, nicht eintauchen zu müssen aber anderseits auch ein wenig traurig.

Zum ersten Mal ist die Bucht nicht zugefroren. Den Teilnehmern bleibt somit die Barfuß-Meile zum Eisloch erspart. Es geht direkt vom Ufer rein. Direkt nach dem Rauskommen ziehen die Teilnehmer ohne abtrocknen das neue Set Woolpower Unterwäsche an. Der magische Woolpower-Effekt setzt sofort ein. Es wärmt.

Im Anschluss nach diesem Event ergattern wir leider keinen Sitzplatz mehr am Lagerfeuer. Hochprozentiges macht die Runde und wir lauschen den Geschichten und dem Knacken des Feuers im Stehen, bevor wir uns in die Schlafsäcke verkrümeln. Wir schlafen erneut tief und fest.

Heute sind wir 12 km mit 330 hm in gemütlichem Tempo gewandert.

Slåttdalsskrevan
kleine Kletterpassage
Aufstieg
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Slåttdalsberget
Mittags-Rast
Life Hack
ohne Worte
Produkte von Gränsfors Bruk
Cold Dip
2. Camp
Lagerfeuerromantik
2. Etappe
 

Viel zu schnell ist der letzte Tag der Wanderung angebrochen. Morgens sind die Farben von abends wieder da. Das Morgenrot lässt die Kälte vergessen. Unser Zelt ist von innen gefroren. Eine hauchdünne Eisschicht, die bricht, sobald sich einer von uns beiden bewegt. Obwohl wir den Zelteingang nachts teilweise offengelassen haben, war die Ventilation nicht ausreichend. Tausend kleine Eisplättchen blättern von der Zeltwand auf uns nieder. Nächstes Mal sind wir schlauer.

Mein Frühstück besteht heute aus Kartoffelstampf statt Porridge. Am ersten Abend hatte ich zwar gewundert, warum der Kartoffelstampf so süß schmeckt, doch erst beim letzten Happen hatte ich realisiert, dass ich gefrühstückt hatte und die Mahlzeiten vertauscht hat. Das spricht entweder nicht fürs gefriergetrocknete Essen oder das meine Geschmacksnerven aktuell etwas unterkühlt sind.

Die letzte Etappe führt uns auf den höchsten Punkt. 400m auf den Skuleberget. Es gibt die Option ohne Rucksack hochzulaufen. Wir ziehen diese Karte und fühlen uns wie Betrüger. Damit sind wir aber in bester Gesellschaft. Zudem hatte ich seit dem ersten Tag kein Glück mit meinen Schneeschuhen. Am ersten Tag riss eine Bindung. Diese wurde am zweiten Tag mit Kabelbindern provisorisch befestigt. Dies funktionierte recht gut. Allerdings nahm ich am dritten Tag das Angebot an, ein paar andere, intakte Schneeschuhe für den Gipfelsturm zu leihen. Leider hatte niemand bedacht, dass die Größeneinstellung bei der Kälte nicht fest fixiert. So gingen meine Schneeschuhe immer wieder auf. Auch ein nochmaliger Wechsel brachte keinen Erfolg. Ich musste somit den größten Teil der dritten Etappe ohne Schneeschuhe meistern. Bei der aktuellen Schneehöhe bzw. -tiefe ein anstrengender Marsch.

Zu meiner Freude gab es am Fuße des Berges einen kulinarischen Booster: Heiße Blaubeersuppe und feine Kuchenteilchen. Letzteres verbrennt vermutlich direkt in meinen Oberschenkeln. Der Aufstieg ist wunderschön. So schmal und steil, wie der Pfad ist, so tief ist der Schnee. Wieder fällt Layer um Layer. Ich begehe den Gipfel trotz Minusgrade nur im T-Shirt. Die Sonne scheint und die Luft ist total trocken. Es ist eine wunderschöne Wanderung. Auf dem Gipfel saugen wir die Aussicht in uns auf und stärken uns mit Gulaschsuppe und Waffeln. Die Party am Abend lassen wir aus. Wir haben noch einige Kilometer ins verschneite Landesinnere vor uns und düsen nach einem Absacker mit Niels los. Glücklich und beseelt. The Party was a blast, wenn man nach den Fotos urteilt.

Heute waren es dann erneut 12 km und 550 hm.

Marscherleichterung
Gipfelausblick
Zieleinlauf
nicht mehr weit
Schlussanstieg
das finale Mahl
mit defekten Schneeschuhen, anstrengend
geschafft!
3 Tage in der Wildnis
3. Etappe
 
 

Hier noch 3 Links zu Videos von Teilnehmern des Abenteuers. Das Eisbaden könnt ihr zum Beispiel im Video 3 genießen.

Video 1

Video 2

Video 3

 

Ausklang in und um Resele

Der erste Tag nach dem Winter Hike ist leise, selig, friedlich. Die Wanderung hat uns noch nicht losgelassen. Wir spüren die Energie, die wir gegeben haben, aber auch die Energie, die uns die Wanderung gegeben hat. Wir lesen, malen, stricken, dösen und spielen. Ruhe pulsiert im Haus. Wir schaffen keinen Spaziergang am Fluss entlang. Allzu plötzlich dämmert es schon wieder und wir machen uns den Kamin an. Die Sauna gibt es endgültig den noch fehlenden Teil der nötigen Bettschwere.

Mit dem neuen Tag ist der Tatendrang zurück. Wir versuchen diesem mit Schneeschippen gerecht zu werden. Einmal rund ums Haus und gleich noch bis zum Fluss hinunter. Kein Nachbar hat hier so viel freigelegt. Nach unserer Räumaktion gehen wir Langlaufen in Junsele. Junsele ist ein kleines feines Örtchen. Es sieht aus wie gemalt. Viele schmucke Schwedenhäuschen, vor allem kleine hellgelbe Villen. Und auf den Straßen düsen Junseles Bewohner auf ihren Spark von Lädchen zu Lädchen an uns vorbei. Es ist skurril, aber auch liebenswert anzuschauen. Die Langlaufstrecke führt 12 km an einem See entlang. Kein Auf und Ab, eher meditatives Gleiten. Es ist windstill, alles weiß und mit jedem Kilometer wird der Himmel blauer. Abends geht es in die Sauna. Wir haben kein Loch im Eis zum Dippen, aber im Schnee vor der Haustür sind jetzt einige Engelabdrücke zu sehen.

Schneeschippen rund ums Haus
und bis zum Fluß
... und nun?
mal wieder etwas Langlaufen
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Skitour in Junsele

Heute ist wohl der ruhigste Tag unserer Reise. Wir wollen ins Hantverkshuset nach Ramsele und durch das Angebot lokaler Handwerksprodukte schmökern. Schmiedekunst, Webarbeiten, Patchworkdecken, Fladenbrot, Marmeladen und Pilze, Strickwaren, Holzprodukte und Keramik wurden uns im Prospekt angepriesen. Leider hat das Hantverkshuset geschlossen. Wie so vieles hier befindet es sich von September bis Mai im Winterschlaf. Durch die Fensterscheiben können wir zumindest einen kleinen Teil der Schätze erspähe, die man mehr oder weniger unbedingt braucht. Uns lockt das ehemalige Bergwerk von Edsele. Das Wasser des gefluteten Steinbruchs leuchtet im Sommer türkisfarbenen. 

Es schneit wie wild und wir müssen uns eingestehen, dass die Zufahrt für uns unpassierbar ist. Wir ärgern uns kurz, keine Gamaschen im Auto zu haben. Die letzten 6 km wären eine feine Wanderung gewesen. Langlaufen fällt mittlerweile auch flach. Die Schneeflocken stürmen waagerecht an uns vorbei. Alles um uns ist weiß. Das größte Highlight bleibt der Schneepflug und die riesige Schneewolke, die er hinterlässt. Zum Trost über diese unnütze Fahrerei heute, gibt es nachmittags heißen Kakao, warme Zimtschnecken und Kaiserschmarrn.

Schnee-Elch
Hantverkshuset
Schneepflug
Schnee-Piste
tägliches Ritual

Hier in Resele haben wir ein anderes Tempo gefunden. Es ist draußen ruhig und unser Tempo ist ruhiger als bisher. Wir genießen das Nichtstun und wenn wir was tun, dann mit viel Muße. Wir laufen mehrfach eine kleinere Loipenrunde, die wir selbst spuren müssen, weil sie so eingeschneit ist. Dabei treffen wir einen Reselaner. Er wundert sich, dass wir hier Urlaub machen. Anja bewundert seine Skier aus Holz. Er erzählt uns ein wenig von den Olskogens Vildmarksskida. Sie sind breiter und lassen sich direkt an die Winterschuhe binden. Am Ende jeder Saison werden sie geteert. Er empfiehlt uns den Ski-Secondhand in Näsåker. Wir sollen aber nicht die ganz alten kaufen!

Und dann erzählt er uns von einem Lodjur, den er anhand von Sprungspuren hier im Wald vermutet. Ein Luchs. Aus seinem Mund klingt es noch besonderer als ein Elch. Schon mittags sitzen wir in der Sauna und vertreiben uns den Nachmittag mit der Zeit. Nur wenn der Trecker auf den Hof rollt, ist kurz Primetime-Euphorie am Küchenfenster angesagt. Das Schneegestöber versetzt uns immer noch ins Staunen.

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Neuschnee
Runden drehen
es ist etwas kühl

Wir starten zu einer weiteren Langlauf-Tour. Dieses Mal habe ich eine längere Runde ausgesucht. Es geht in das Skizentrum von Sollefteå. Der Start der Pisten ist direkt im Ski Stadion. Hier gibt es sogar beheizte Umkleideräume und Duschen. Bezahlt wird ganz entspannt via SMS. Bei der Fülle von Pisten habe ich mir die 15 km Runde ausgesucht. Am Ende waren es fast 400 hm. Ich bin im Anschluss geschafft. Aber es lief ganz gut. Und ich fühlte mich gut, bis ein paar Lokals im Skating Stil an mir vorbei rasten. Das war schon ziemlich deprimierend.

Minus 26 Grad zeigt das Thermometer am Küchenfenster bei aufgehender Sonne. Zeit für einen Morgenspaziergang. Unser letzter Tag bricht an und bisher haben wir Resele noch nicht zu Fuß erkundet. Mit jedem Schritt ändern sich Licht und Farben. Es wird immer schöner. In der Luft glitzern tausende Miniaturkristalle und brechen das Licht in ebenso viele bunte Farbfächer. An Anjas Haaren gefriert der Atem. Bei mir an den Wimpern. Auf unseren Wangen bricht eine hauchdünne Eisschicht, wenn wir leise über das kleine Paradies hier lächeln. Wir laufen bis Höver. Dort schafft die Sonne es schon über das Steilufer des Ångermanälven auf die Felder. Verdient haben wir uns ein wärmendes Frühstück in unserem kleinen Schwedenhäuschen.

Unsere vom Langlauf gestählten Körper brauchen einen Tag Pause, doch wir können nicht anders und drehen noch einmal die Langlauf-Runde von gestern. Heute bei strahlend blauem Himmel mit einer Aussicht, die uns gestern im grau und Schneegestöber verwehrt blieb. Unseren Proviant holen wir im Reseler Lanthandel entlang der Straße. Der kleine Tante-Emma-Laden ist Liebe auf den ersten Blick. So viele leckere Sachen, die probiert werden wollen. Ich lerne heute auf den letzten Metern den Schneeflug und die lustigen, aber auch waghalsigen Bremsmanöver haben ein Ende. Bisher bestand die Wahl oft zwischen hart und schmerzhaft fallen oder weich und gepudert im Schnee. Letzteres bedeutet allerdings auch sich aus hüft- -oder wenn man sich ungewollt eher ein- als ausgräbt - aus schulterhohem Schnee zu wühlen. Das ist nicht so einfach, wenn Arme und Beine noch einmal um 4 Meter länger sind. Die letzten Kilometer laufen. Den positiven Schmerz des Langlaufens therapieren wir in einer letzten Sauna-Session. Erschöpft und wehmütig fallen wir ins Bett, denn morgen geht es zurück.

Ångermanälven
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Höver
wieder auf der Piste
strahlende Runde
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Wie war es im Schnee?

Das waren nun also 3 Wochen Urlaub im Schnee. Die Landschaft und das Wetter hätten nicht besser sein können. Und da ich nun im Besitz einer kompletten Langlauf-Ausrüstung bin, werde ich wieder kommen. Wieder kommen in den hohen, winterlichen Norden. Es ist toll wie jeder kleine Ort seine eigenen Loipen hat. Man die Region so ganz anders erlaufen kann.

Und das Winter Abenteuer? Ich hatte im Vorwege Resepekt vor zelten bei Minusgraden. Aber auch das war einfach nur toll.

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